Goldener Herbst und olle TERF Kamellen

Gelbgrüne Laubbäume in der Sonne am Bethaniendamm in Berlin

Schon krass, wie schlagartig der Sommer vorbei ist. Jetzt wird der Wind stärker, die Luft auf einmal kalt, und die Bäume werden goldgelb. Ich liebe Herbst ja.

Ein etwas schadhafter Asphaltweg führt einen Hügel hoch an einer wilden Wiese vorbei.

Heute war ich draußen, bin durch Stadtwald und Wiesen geschlendert und habe etwas erfolglos versucht, eine Skizze zu machen, während mir der Wind am Skizzenbuch gezogen hat. Aber schön war es auf jeden Fall!

Gestern hat mir eine Freundin einen Facebook-Screenshot gezeigt, wo jemand aus ihren Kreisen begeistert aus dem Tagebuch von Luisa Francia zitiert… gewundert hats mich nicht.

War ja bloss ne Frage der Zeit, bis Luisa Francia anfängt, TERF (s.u.) Rhetorik in ihrem Internet-Tagebuch zu verwenden. Ich verlinke das hier jetzt nicht, aber poste meinerseits einen Screenshot.

Screenshot vom Tagebuch von Luisa Francia

Für diejenigen, die keinen Bock haben, Text von einem Screenshot abzulesen… da mokiert sie sich darüber, dass man ja wohl noch “Frau” sagen darf und dass das Leute einem verbieten wollen. Als Beispiel dass man nicht mehr Frau sagt, sondern “Person mit Gebärfähigkeit”. Am Ende schreibt sie noch “Muss es denn wirklich soweit kommen dass ein Mann einfach sagt: Ich bin eine Frau.”

Ein Wort zum leidigen Sprechverbot-Anwurf

Ich finde es unendlich ermüdend, wenn Cis Frauen meinen, dass eine akkurate und logische Bezeichnung zu verwenden das selbe ist, wie ihnen zu “verbieten, “Frau” zu sagen”. Es geht bei dem Begriff überhaupt nicht darum, dass wir “Frau” nicht mehr sagen sollen, sondern dass wir etwas sagen, das das benennt, wovon wir reden. Nicht alle Menschen die Kinder gebären, sind Frauen, und nicht alle Frauen können Kinder gebären, und wenn es zum Beispiel um reproduktive Rechte geht, sind davon mehr Menschen betroffen als nur Frauen, und manche Frauen sind gar nicht oder gar nicht mehr betroffen.

Eigentlich einfach. Es gibt (u.A.) zwei ganz verschiedene Situationen, in denen neue Begriffe verwendet werden, die alte Begriffe ersetzen.

Unser Fall 1: Manche Wörter sind beleidigend und veraltet und deshalb sagen wir das nicht mehr, sondern verwenden bessere und freundlichere Wörter.

Unser Fall 2: Andere Wörter sind total in Ordnung aber sie sind nicht treffend, und deshalb verwenden Menschen Wörter, die besser das benennen, was gemeint ist.

Und bei “Frau” vs. “Person die gebären kann” ist es einfach Fall 2. Und das bedeutet nicht dass “Frau” ein schlechtes Wort ist und niemand wird das “verbieten”.

Diese “Sprechverbot” Rhetorik kommt übrigens von rechts, und die angeblichen Feministinnen, die sich so gerne darauf versteifen, dass exklusiv diejenigen Frauen sind, die schon bei der Geburt als weiblich einsortiert wurden, sind sich zum Teil nicht zu schade, mit rechtsradikalen, Fundi-Christ*innen und Abtreibungsgegner*innen zusammenzuarbeiten, wenn’s ihnen in den Kram passt. Würde vielen Feministinnen mal gut zu Gesicht stehen, statt sich stets als die Unterdrückten mit Priorität Nummer eins zu positionieren, sich mal umzuschauen und sich mal zu fragen was so im größeren Bild abgeht, und wer mit wem politisch rum kuschelt.

Noch ein Wort zu dem “Muss es den wirklich so weit kommen, dass ein Mann einfach sagt: Ich bin eine Frau.”

Ich finde das wirklich ignorant, wie sie das darstellt. Dabei geht es wohl um das Selbstbestimmungsgesetz, das die deutsche Bundesregierung vorbereitet, und das Trans Personen ermöglichen soll, einfach ihr Leben zu leben ohne dass ihre Menschenrechte verletzt werden. Wie ignorant kann man sein und dazu sagen: “Ein Mann sagt einfach: Ich bin eine Frau.” Das ist völlig absurd. Klar würde die Möglichkeit theoretisch bestehen, aber aus welchem Grund sollte ein Mann das denn sagen? Und das ganze Trara mit Änderung von Namen, Papieren und so weiter? Aus Jux oder was? Wer würde das aus Spaß mal eben machen? Niemand. Wer sich offiziell eintragen lässt, ich bin eine Frau, das sind Frauen. Trans Frauen. In vielen anderen Ländern wird das schon so gemacht und es läuft gut, ausserdem ist das bestehende Transsexuellengesetz nicht konform mit den Menschenrechten und muss wirklich dringend geändert werden. Ich hab dazu mit Chris Lawaai einen Podcast aufgenommen.

Was sind eigentlich TERFs?

Leider stirbt das Internet der kleinen Schreiberlinge ja ab, und so gibts ausser großen Plattformen kaum noch kleine Info-Webseiten, und ich hatte echt Schwierigkeiten, eine kurze Definition auf deutsch zu finden. Also behelfe ich mir mit Wikipedia.. “Das Akronym TERF steht für englisch Trans-Exclusionary Radical Feminism („Trans-ausschließender radikaler Feminismus“) und wird für radikale Feministinnen verwendet, die transgeschlechtliche Personen, insbesondere trans Frauen, invalidieren, diskriminieren oder Transidentität als solche infrage stellen oder ihre Existenz leugnen.”

Und TERFs kuscheln mit der religiösen Rechten und mit Abtreibungsgegner*innen?

Ja, und zwar auf deutsch gibts diesen Twitter Thread dazu, und auf englisch diesen Artikel. Das ist wirklich super gruselig

Ich bin keine Frau.

Luisa Francia würde mich als eine Frau sehen, weil in meiner Geburtsurkunde steht “weiblich” drin und offiziell gelte ich als eine Frau. Sie schreibt “das möcht ich schon sehen ob mich wer dran hindert mich selbst als frau und frauen als frauen zu sehen, zu benennen und auf den ganzen diversitätswahn zu pfeifen.” Nun gut, ich werde sie nicht daran hindern, mich falsch zu benennen und auf den “ganzen Diversitätswahn zu pfeifen”, aber ich werde dazu sagen: Das zeigt, dass sie mir und Leuten wie mir gegenüber ignorant und respektlos ist, und darauf auch noch stolz ist. Das kann sie gerne so machen. Ich lebe mein Leben weiter und habe zum Glück genug Menschen um mich, die nicht ignorant und verbrettert sind, und die mich so akzeptieren, wie ich mich fühle. Am Ende entscheidet sie, was sie für ein Bild abgibt. Daran werde ich sie auch nicht hindern.

“Autofreier Tag” in Berlin

Am 22.9. ist jedes Jahr der “World Car Free Day”, nur dass das keinen interessiert und nirgends aufs Auto verzichtet wird. Ein paar Städte machen dann so Farce-Aktionen, die für sich genommen schön sind, aber halt mit “autofrei” nichts zu tun haben. In Berlin zum Beispiel.

Was ich dann nie verstehe, ist, wenn Leute sich über diese Farce-Aktionen freuen als wären das standalone-Dinge, ich finde ja Öffis ohne Ticket prima, so isses nicht, aber sorry, ein “Autofreier Tag” ist das alles wirklich nicht.

“Autofreier Tag”

Wir machen die öffentlichen Verkehrsmittel kostenlos und sperren ein paar Meter unbedeutender Nebenstrassen, dort können dann Menschen bisschen Federball spielen oder so.

“veganes Buffet”

Alle Gerichte enthalten Fleisch, bis auf den Obstsalat und die Guacamole, und vom Preis des Buffets geht ein Euro an eine Tierschutzorganisation. Voll vegan, das!

“Barrierefreies Gebäude”

Du kommst eigentlich nirgendwo problemlos hin, ausser grad mal in den Hinterhof, aber es gibt irgendwo noch ein anderes Gebäude das barrierefrei ist und wir haben ein Schild hingestellt dass es das andere Gebäude auch gibt. cool, oder?

Foto von der nächtlichen Stadt Berlin auf dem alles total dunkel ist bis auf die Leuchtschrift auf der Anzeige einer Verkehrshinweistafel: “Autofreier Tag – Gratis ÖPNV im Tarifbereich AB”

I am cringe, und das ist auch gut so.

Ich war als Kind und als Teenager sehr schüchtern und unsicher, und hatte wenig Selbstvertrauen und wurde auch gehänselt und gemobbt. Irgendwann, mag so mit 15 gewesen sein, lieh ich mir ein Selbsthilfebuch gegen Schüchternheit aus der Bibliothek und arbeitete es durch, und stürzte mich in Sozialkontakte, kämpfte gegen meine Angst an, und hatte auch irgendwie Erfolg damit.

Ich fand Eingang in die alternative Jugendszene meiner schwäbischen Kleinstadt, spielte Gitarre am Lagerfeuer, gehörte irgendwie dazu und überzeugte mich selbst davon, dass ich gar nicht peinlich bin, sondern dass ich mir das immer nur eingebildet hatte, und es sei einfach nur eine Sache der Ängstlichkeit und Schüchternheit gewesen, die mich abgehalten hatte.

Im Erwachsenenleben ging das dann so weiter, ich dachte immer, mein größtes Problem könnte nur das sein, dass ich immer denke, die Leute könnten mich nicht leiden, oder fänden mich peinlich oder daneben, was aber in der Realität nicht der Fall ist.

Was an mir vorbeiging: Es ist sehr wohl der Fall gewesen. Nicht bei allen Leuten, aber bei einigen schon. Zum Glück wusste ich das damals nicht, sonst wäre ich niemals so aus meinem Schneckenhaus raus gekommen.

Mit dem Älterwerden und auch einer Bubble von wirklich lieben, neurodivergenten, chaotischen und leicht verschrobenen Menschen um mich herum finde ich immer mehr zu einem Selbstverständnis, wo ich nicht mehr darauf angewiesen bin, mir einzureden, dass ich gar nicht peinlich oder komisch bin. Doch, ich bin’s, na und?

Ich bin vielleicht weird und komisch und durchaus auch manchmal peinlich, und ich bin immer mehr in der Situation, wo ich damit nicht allein auf der Welt bin, wo das okay ist, und wo ich das an mir akzeptieren kann. Und vielleicht komme ich mal an den Punkt wo ich es ganz gelassen sehen kann, dass manche Leute mit mir nicht können, (obwohl ich mich bemühe und ihnen kein Unrecht getan habe; das ist mir wichtig zu unterscheiden) und mich eben nervig finden.

Ja gut, jetzt komme ich raus mit dem Brocken: Ich habe mich in den letzten 1,5 Monaten mit dem Thema ADHS beschäftigt – das berüchtigte Aufmerksamkeits-Defizit-Hyperaktivitäts-Syndrom – und ich bin der Meinung, dass ich das habe, und dass es vieles von meiner Kindheit an bis heute, was mir an mir “anders” erscheint, erklärt. Ich habe früher gedacht, ich bin wahrscheinlich hochsensibel, aber dadurch wird nur ein kleiner Teil meiner weirdness erklärt, und noch dazu widerspricht es sich stark mit dem, was ich sonst noch an mir bemerke. Um eine formelle Diagnose werde ich mich erst mal nicht bemühen, zum einen weil ich mein Leben so eingerichtet habe, dass ich zurecht komme, und keine Behandlung benötige. Und ohne Behandlungsbedarf muss eine formelle Diagnose nicht sein. Aber – ohne Behandlungsbedarf bekommt man sowieso auch keine! Wem’s “zu gut geht”, der bleibt außen vor, das steht jedenfalls hier (Link zu ADHSpedia.de).

Zurück zum Thema Cringe. Ich habe durch diese Beschäftigung mit ADHS vieles über mich gelernt und mir fallen viele Dinge erst auf, die ich vorher als… naja, nicht besonders bemerkenswerte Eigenschaft wahrnahm, die sowieso mehr oder weniger alle Leute(tm) so haben. Oder nicht? Oder nicht? Naja, anscheinend nicht. Und das könnte jetzt stracks dazu führen, dass ich sehr selbstkritisch und selbstbeobachtend werde, dass ich möglichst “normal” und angepasst versuche zu performen und möglichst nicht peinlich zu sein.

Zum Glück gibt’s Freund_innen, die “cringe-positiv” sind und die möchte ich auf keinen Fall missen. Wahrscheinlich werde ich schon versuchen, hier und da ein wenig mehr zu kompensieren: Weniger die Klappe aufreissen, vielleicht auch weniger “Oversharing”, (haha leichter gesagt als getan; wir sind schließlich im Internet) und am Selbstorganisationsthema auch dran bleiben. (Das läuft dank Hobbies wie Bulletjournaling und Konmari-Methode eigentlich besser denn je.) Aber insgesamt: Ich will so bleiben wie ich bin, und auch weiterhin den Mut haben, eben etwas peinlich und verschroben durch die Welt zu gehen. Denn es gibt Wichtigeres im Leben als sich eines konform gehenden Habitus zu befleißigen, nicht zu laut zu reden, nicht zu viel zu lachen…

Meme dessen Quelle mir leider unbekannt ist. Danke an Craig von Aubergine Tattoo für das Bild!

…..

Ach ja: SelfDx is valid!

draussen schlafen

Bevor die Hitzewelle kam, bin ich mit meinem Partner raus geradelt und wir haben die Nacht auf dem Grundstück eines Bekannten und Ex-Mitbewohners verbracht. Rehe haben gebellt und Käuzchen gerufen, der Halbmond hat auf alles ein schwaches Licht geworfen.

meine liebste Camping Hütte besteht zur Zeit aus einem Tarp, einer plastikplane vom Baumarkt als Unterlage, einer Luftmatratze, einem Schlafsack und einem Moskitonetz.

Seit 2017 oder so träume ich von einem ein-Personen-Zelt von Hilleberg, dem Akto, und ich habe eigentlich vorgehabt, es mir 2018 oder 2019 zu gönnen. Obwohl ich es nicht brauche und es sehr teuer ist. Aber je länger ich Zeit vergehen lasse, umso weniger passt es zu mir, finde ich. Für Touren mit einem kleinen leichten Zelt kann ich das Hubba Hubba von MSR benutzen, das ich 2017 mal reduziert bei einer Zeltausstellung bekommen hatte, aber eigentlich gefällt mir inzwischen das minimalistische Setup mit einfach nur einem Tarp ohne Gestänge und Innenzelt am besten. Ich würde auch gerne auf das Mückennetz verzichten, aber so lange überall Mücken herumfliegen, kann ich nicht so gut schlafen wenn die mich anfliegen – also doch Mückennetz.

In diesem Beutel haben das Tarp, die Plastikplane, die Häringe und ein Seil Platz, das ich zwischen Bäumen spannen kann um das Tarp drüber zu werfen für die klassische “Dach-Form”. Der ursprüngliche Tarp Beutel vom Hersteller war viel zu knapp bemessen, also hatte ich den mal aufgetrennt und einen Streifen aus dem Sonnenblumenstoff eingesetzt, damit mehr Platz im Beutel ist.

Ich weiss nicht wieso, aber ich schlafe draussen so gut. Ich kann locker 9 Stunden schlafen, wenn ich zelte. Und es war so schön frisch. Angeblich soll es in der Nacht 4,5 Grad Celsius gehabt haben. Davon kann ich jetzt nur träumen!

kommt gut durch die Hitzewelle, ihr, die ihr das lest.

Tour de Fleece 2021

Untitled

Das war meine Tour de Fleece 2021!

Viel geschafft habe ich nicht, was das Spinnen angeht. Die 3 Wochen gingen schnell vorbei und ich war die ganze Zeit am arbeiten, mehr, als mir lieb war.

Hauptsächlich habe ich Projekte gezwirnt, die ich schon gesponnen hatte, und die seit langem auf den Spulen und Spindeln herumlagen. Ich glaube, bei dem blauen Lacegarn habe ich auch noch den letzten Rest mit der Spindel gesponnen.

  • 1 Lacegarn 624m/100g
  • 1 Strang graues Tweed Garn: 240m/90g
  • noch mal graues Tweed Garn: 375m/145g
  • und noch ein graues Garn: 265m/100g

Gesponnen habe ich auch noch ein bisschen, aber da habe ich keine Meteranzahl, weil alles noch auf den Spulen ist. Es sind gut eineinhalb Spulen voll geworden.

das sind 1500 Meter zwirnen und vielleicht noch 300 Meter gesponnen?

Ich habe meinen Vorsatz, täglich wenigstens irgendwas zu spinnen, fast geschafft. Und das ist doch fein.

Geert van den Bossche’s Endzeit-Szenario

Zeit, mal wieder was zu recherchieren. Es geht um Dr. Geert Van Den Bossche aus Belgien, ich habe gehört, dass er behauptet, durch das Massen-Impfprogramm werden die Viren derartig mutieren, dass sie die halbe Menschheit dahin raffen. Hier habe ich dazu zuverlässige Infos auf englisch gefunden, zu denen ich eine deutsche Zusammenfassung geben will.

1. Die Behauptung, dass das Virus der Immunität ausweichen wird, die Impfungen schaffen, ist nicht ganz falsch. Dazu hat das Büro für Wissenschaftskommunikation der McGill Universität in Kanada den Kinderarzt und Spezialisten für Impfungen und Immunologie Paul Offit befragt. Offit sagt aber, der Punkt bei Impfungen ist anders als bei Antibiotika. Bei Impfungen läuft es so, dass sie dem Körper mit harmlosen oder abgetöteten Viren zeigen, wie er sich selber verteidigen kann gegen das echte Virus. Wenn dieses Training des Immunsystems erfolgreich ist, kann man das echte Virus so gut abwehren, dass es dann schnell eliminiert wird und nicht viel Zeit hat, zu mutieren. Das schaffen die Impfungen auch.

2. Van den Bossche behauptet, dass das Virus massiv weiter zirkulieren wird, weil die Impfungen ja nur die Erkrankung verhindern, aber nicht die Übertragung. Dem steht aber entgegen, dass sich inzwischen Daten erheben lassen, die zeigen, dass auch die Übertragung stark gehemmt wird, und dass durch die Impfungen viel weniger Virus zirkulieren wird – und nicht genauso viel wie ohne Impfung, wie Van den Bossche sagt.

3. Selbst wenn die Impfungen keinen Schutz vor Übertragungen böten, gibt es Erfahrungen mit anderen Krankheiten, z.B. die Marek-Krankheit bei Hühnern. Hier schützt die Impfung nicht vor der Übertragung, und es haben sich gefährlichere Varianten entwickelt, aber die Impfung schützt trotzdem zu 99% vor der Krankheit, auch vor den Varianten, trotz Übertragbarkeit.

4. Und selbst wenn die Impfungen nicht mehr gegen das Coronavirus wirken würden, wenn es mutiert ist, kann die Impfung weiterentwickelt und angepasst werden. Das wäre aufwändig, aber es ist gängige Praxis bei der Grippe und kann auch beim Coronavirus schaffbar sein.

5. Alle Varianten, die uns jetzt Sorgen machen, sind entstanden, bevor es die Impfungen gab. Das Virus braucht keine Impfungen, um zu mutieren, und die Bedingungen für das Entstehen neuer Mutanten sind am besten, wenn sehr viele Menschen das Virus gleichzeitig haben – es also ein riesiges Reservoir von Wirten hat. Impfungen verkleinern das Reservoir, und damit auch die Möglichkeit für’s Virus, sich schnell weiter zu entwickeln.

Van den Bossche ist auch besorgt, dass durch die Lockdowns das menschliche Immunsystem nicht mehr trainiert wird um sich gegen andere Erreger zu wehren. Paul Offit meint, wir sind trotz Lockdown von vielen Mikroorganismen umgeben, schon allein in der Wohnung und in Lebensmitteln sind Millionen Keime. Somit besteht da kein Grund zur Sorge. Ich kenne viele, die trotz Lockdown mit gewöhnlichen anderen Viren erkältet waren.

Van den Bossche sagt weiter, dass er eine Super-Impfung entwickelt, die nicht das adaptive Immunsystem trainiert, sondern die das angeborene Immunsystem so trainieren kann, dass man dann für immer mit sämtlichen Krankheiten fertig wird. Er behauptet, dass nur eine solche Super-Impfung uns jetzt retten kann. Beweise dafür, dass das wirklich so ist, oder die Super Impfung selbst, hat er aber nicht vorzuweisen.

Wenn man also die Wahl hat zwischen dem Stop der Impfkampagne, und dem weiter wüten der Pandemie, während man auf seine eventuelle Superimpfung wartet, und der jetzigen Strategie, dann würde es doch besser sein, die jetzige Strategie weiter zu machen, weil man da immerhin schon was in der Hand hat, das wirkt.

Danach schauen sich die Autoren die Person Geert van den Bossche genauer an. Er ist Tierarzt und Virologe und hat auch zu Impfungen gearbeitet. Er hat seit 1995 nichts akademisches mehr publiziert, ist also als aktiver Wissenschaftler nicht mehr in Erscheinung getreten – ausser 2017, als er schon mal seine aktuelle Idee mit der “Super-Killer-Zellen-Impfung” publiziert hat, in einem Journal, dass wegen betrügerischer Praktiken schon mal vor Gericht war.

Was einen hellhörig machen sollte, sind ausserdem die “Galileo Argumentation”: “Weil Galileo einst als Ketzer vor der Inquisition stand, ist jetzt meine abstruse Idee auch die Wahrheit, weil ich ebenfalls von der Wissenschaft nicht anerkannt werde.” Zweitens die “Ich bin ja kein Impfgegner, aber…”-Argumentation. Und drittens die Dringlichkeits-Rhetorik, mit der er die Endzeit heraufbeschwört, wenn man ihm nicht sofort glaubt. Viertens sollte hellhörig machen, wer sein Manifest so verbreitet: Bekannte Impfgegner.

In Kürze: Wer sich Sorgen macht, dass das Coronavirus der Immunität entkommt und sich zu einem bösartigeren Virus verändert, sollte die jetzige Impfkampagne erst recht so schnell wie möglich fortsetzen, um diese “Immunflucht” des Virus durch die Eindämmung des Virus zu verhindern. Das Risiko für Mutationen ist viel höher, wenn es sich unkontrolliert in ungeimpften Bevölkerungen ausbreiten kann.

Ein weiterer längerer Text, wo wissenschaftlich auf seine Behauptungen eingegangen wird, findet sich bei “Deplatform Disease” von Edward Nirenberg.

Die “andere Seite” auch hören?

Was mich oft wundert, ist wenn Leute zum Thema “Corona Expert_innen” sagen “man muss auch mal die andere Seite anhören”. Damit tut man so, als höre man sich verschiedene Meinungen an. Aber man tut nur so. In Wirklichkeit hört man sich überhaupt nicht vielseitig um, sondern geht Leuten auf den Leim, die eigentlich ausserhalb der Diskussion verschiedener wissenschaftlicher Meinungen stehen und völlig abstruse Extrem-Meinungen vertreten. Diese Extrem-Meinungen haben mit der Realität oft gar nichts mehr zu tun.

Was mich noch wundert, ist die Auffassung, es gäbe keine “richtige Debatte unter Wissenschaftler_innen” (weil realitätsferne Extrem-Meinungen nicht Teil der Debatte sind). Diese Debatte gibt es und sie läuft die ganze Zeit.


Als es z.b. Mitte Dezember den Vorschlag von Michael Mina und Zeynep Tufekci gab, die Impfstrategie anders zu fahren als von den Herstellern beantragt, und Studien zu machen, die darauf abzielen, erst mal vielen Leuten die Erstimpfung zu geben, gab es viel Diskussion in der Wissenschaft, ob das gut oder schlecht ist. Manche dachten, es wäre gut, andere dachten, es wäre schlecht, wieder andere sagten, es ist schon gut erst mal allen die Erstimpfung zu geben aber die Zweitimpfung sollte nicht zu lang verzögert werden, man wusste es halt nicht, weil Studien dazu danach erst anliefen.


Christian Drosten fand Erstimpfungs-Strategie gut, Sandra Ciesek fand die Zweitimpfung später zu geben gut, Brianne Barker fand es nicht gut, ich glaube, Florian Krammer fand es auch nicht gut und hat dann seine Meinung geändert, Akiko Iwasaki fands auch erst nicht gut und hat dann gesagt, dass es epidemiologisch doch viele Leben rettet, etc. Da gabs sehr verschiedene Positionen und eine lebendige Diskussion.


Was “die andere Seite hören” aber nicht ist: Irgendwelche total indiskutablen Fritzen, die ohne Beweise daher behaupten, dass die Impfung “die Gene verändert” oder sonstigen Quatsch.


Ich zum Beispiel informiere mich ziemlich vielseitig und kann aus dem Stand einen Haufen Namen von Wissenschaftler_innen und Wissenschaftsjournalist_innen nennen, die nicht alle die selbe Meinung haben, die aber miteinander, basierend auf den Fakten, reden, und dann halt gewisse Erkenntnisse sichern können. Auf die man sich dann einigen kann.


Ich habe jetzt 42 Namen gezählt, von Expert_innen, durch die ich mich informiere, das ist wirklich viel und ich denke, auch ausgewogen. Viele von denen kritisieren übrigens auch ihre jeweiligen Regierungen.


Um mehrere Meinungen zu hören, reicht das komplett aus, aber hey, ich habe mir durchaus mal die Extrempositionen von einem Bhakdi und einem Wodarg und anderen mal angesehen/etwas gelesen, und dazu kann ich nur sagen, dass ich da deshalb nicht drauf rein falle, WEIL ich mich ausgewogen informiere, und mir verschiedene Seiten anhöre. Man kriegt ein Gefühl dafür, wer total abgehobene, unbegründete Extrem-Meinungen vertritt.

Man kann sich auch mal fragen, warum die Leute mit Extrem-Meinungen sich nicht in der wissenschaftlichen Diskussion einbringen, sondern sich zumeist an Laien wenden – mit Youtube Videos, Büchern und Facebook Posts. Sie behaupten ja gern, sie würden ausgegrenzt – und das werden sie auch – weil sie mit dem, was sie auf der Hand haben, einfach total lächerlich sind wenn Fachleute das zu beurteilen haben, was sie da verbreiten. Uns Laien kann man damit vielleicht reinlegen, aber Fachkreise eben nicht.

Zum Schluss hier noch eine Liste der Expert_innen und Journalist_innen, die ich auf meiner Twitter-Liste habe, über die ich mich über aktuelle Diskussionen zu Corona informiere:

A

Marylyn Addo

B

Stephan Becker, Marco Binder, Brianne Barker, Marija Bacović, Dirk Brockmann, Melanie Brinkmann

C

Sandra Ciesek, Victor Corman, Kizzmekia Corbett, Rich Condit, Shane Crotty

D

Peter Daszak, Maren De Vries, Alan Dove, Christian Drosten, Xander de Haan,

E

Isabella Eckerle

F

Jeremy Farrar, Lars Fischer

G

S. Goffinet, Ravi Gupta, Daniel Griffin, Trisha Greenhaigh

H

Bart Haagmans

I

Akiko Iwasaki

J

habe echt niemand mit J ;)

K

Alexander Kekulé (widerwillig), Florian Krammer, Marion Koopmans, Kai Kupferschmidt

L

Gabriel Leung, Karl Lauterbach

M

Laura McCall, Martin Moder, Julia Marcus, Michael Mina

N

Mai Thi Nguyen-Kim

O

Paul Offit

P

Viola Priesemann, Saskia Popescu

Q + R

Vincent Racaniello

S

Craig Spencer, Beate Sodeik, Leif Erik Sander, Cathy Spindler

T

BK Titanji, Zeynep Tufekci

U V W

Friedemann Weber

X Y Z

Ranga Yogeshwar

Und wer ist nicht auf dieser Liste?

Zum Beispiel Hendrik Streeck, weil ich genug habe von seinem ewigen Herunterspielen. (das ich mir oft genug angehört und durchgelesen habe, um die “andere Seite zu hören”). Jonas Schmidt-Chanasit aus dem selben Grund, auch wenn der weniger Medienpräsent ist.

Und die Schwurbel-Professoren?

Ich habe mir für diesen Blogartikel ein willkürlich rausgegriffenes 5 minütiges Video von Sucharit Bhakdi angeschaut, in dem eine Falschaussage und Verarschung die andere jagt.

Er sagt darin beispielsweise, um die Wirksamkeit von Impfungen zu studieren, müsste eine Firma eine Million Leute impfen und dann schauen wer von denen trotzdem an einem Virus stirbt, und sagt “das wird keine Firma machen, das ist viel zu aufwändig”. Wo er diese Zahl von einer Million her hat, ist mir unklar, aber sie stimmt nicht immer: weil wir gerade Pandemie haben und das Virus massenhaft im Umlauf ist, ist es gar nicht nötig, eine Million Freiwillige zu impfen, da reicht schon eine viel kleinere Gruppe um zu erkennen, ob die Impfung wirkt oder nicht. Weil sich in der ungeimpften Kontrollgruppe in kurzer Zeit sehr viele Menschen infizieren und man dann vergleichen kann.

Auch hat Bhakdi darin gesagt, dass es gegen keine Krankheit, die sich über die Luft verbreitet, jemals eine Impfung gab. Nur gegen Krankheiten, die über das Blut übertragen werden. Falsch: Masernimpfung wirkt und führt zur lebenslangen Immunität und Schutz, und wenn eine Krankheit sich extrem über die Luft verbreitet, dann Masern.

Sein genannter Grund, wieso Impfungen nicht bei über die Luft übertragenen Viren wirken sollen, ist: Weil auf den Schleimhäuten der Atemwege nicht so viel Antikörper sind, die wären ja eher im Blut. Und Impfungen wirken über Antikörper, sagt Bhakdi. Das ist auch falsch, zum Beispiel wirken Impfungen auch über die “zelluläre Immunantwort”, d.h. T-Zellen und B-Zellen. Bhakdi O-Ton “Deshalb ist für mich als Infektions-Immunologe völlig klar, dass eine Impfung gegen Corona nie, nie entwickelt werden wird”. (Infektions-Immunologe? Was ist der denn noch alles? Laut den Informationen die ich fand, war er Mikrobiologe und Infektions-Epidemiologe, und das ist etwas anderes als Immunologe zu sein. Er erzählt einfach die ganze Zeit den Leuten irgendwas. Das Video wurde übrigens von der österreichischen rechtsextremen FPÖ veröffentlicht, deshalb gibts von mir auch keinen Link dazu, man findet es leider schnell genug wenn man danach sucht.)

Ausserdem weist seine ehemalige Universität in Mainz die Meinung, die er vertritt, scharf zurück. Damit versuchen sie den Schaden zu begrenzen, den Bhakdi anrichtet, indem er sich als Experte und Professor mit (siehe oben) derartigen Verdrehungen und Irreführungen in den Medien verbreitet.

Das nur so als Beispiel, was passiert, wenn man die “andere Seite” im Sinne von Schwurbel-Professoren anhört: Man wird in wenigen Minuten mit so viel völlig falschem Mist beworfen, dass es einem einfach gleich wieder vergeht.

Langer Rede kurzer Sinn:

“Beide Seiten” anhören heisst nicht, dass man sich jeden Mist anhören muss. Manche Leute haben sich einfach disqualifziert.

Feste Bodylotion selbst machen

Dieses einfache Rezept habe ich von “Common Sense Home” (Laurie Neverman). Leider nicht vegan, wegen dem Bienenwachs. Vegan könnte man Carnaubawachs nehmen, das lese ich zumindest immer mal wieder, aber ich hatte mal Carnaubawachs, und es ist viel härter und hat andere Eigenschaften. Es bräuchte dann wahrscheinlich eine Abwandlung des Rezepts.

Zuerst, schreibt sie, braucht man ein Wachs, ein Öl und eine “Butter” wie Sheabutter oder Kakaobutter. Ich habe Bienenwachs, Sheabutter und Kokosöl genommen.

Selbstgemachte Lotion Bars

Es gibt raffiniertes Bienenwachs, wie hier. Es ist ganz weiß und riecht kaum nach Honig. Unraffiniertes ist gelb und duftet einfach wunderbar.

Selbstgemachte Lotion Bars

Auf dem Bild sieht man, dass ich auch etwas von dem gelben Bienenwachs benutzt habe, weil das unraffinierte dann alle war. Das Rezept ist denkbar einfach:

  • 1 Teil Bienenwachs
  • 1 Teil Sheabutter (Kakaobutter)
  • 1 Teil Kokosöl (oder ein anderes Öl)

Hier bei der Bemessung der Anteile, geht es nach Gewicht.

Dann wird alles zusammen im Wasserbad geschmolzen.

Selbstgemachte Lotion Bars

Selbstgemachte Lotion Bars

Die Bienenwachs-Pellets brauchen natürlich am längsten, um zu schmelzen, aber das macht nichts. Wenn alles geschmolzen ist, wird schön verrührt, und optional etwas Duft dazugegeben, und dann wird die Flüssigkeit in Formen gegossen um abzukühlen. Am besten finde ich Silikonformen, meine nehme ich einfach aus der Küche.

Selbstgemachte Lotion Bars

Die Lotion Bars brauchen nur wenige Stunden, um fest zu werden. Ganz am Anfang sind sie aber noch etwas ölig, das gibt sich dann, wenn sie noch ein paar Tage Zeit hatten, durchzuhärten.

Selbstgemachte Lotion Bars

Je nach verwendeten Ölen und Buttern kann man die Menge des Bienenwachses erhöhen oder senken, um die Lotion Bars fester oder weicher zu machen. Gefällt euch die Konsistenz nicht, könnt ihr die Blöcke auch wieder im Wasserbad einschmelzen und noch Öl/Butter oder Bienenwachs dazugeben, um die Konsistenz zu ändern.

Viel Spaß dabei!