Die “andere Seite” auch hören?

Was mich oft wundert, ist wenn Leute zum Thema “Corona Expert_innen” sagen “man muss auch mal die andere Seite anhören”. Damit tut man so, als höre man sich verschiedene Meinungen an. Aber man tut nur so. In Wirklichkeit hört man sich überhaupt nicht vielseitig um, sondern geht Leuten auf den Leim, die eigentlich ausserhalb der Diskussion verschiedener wissenschaftlicher Meinungen stehen und völlig abstruse Extrem-Meinungen vertreten. Diese Extrem-Meinungen haben mit der Realität oft gar nichts mehr zu tun.

Was mich noch wundert, ist die Auffassung, es gäbe keine “richtige Debatte unter Wissenschaftler_innen” (weil realitätsferne Extrem-Meinungen nicht Teil der Debatte sind). Diese Debatte gibt es und sie läuft die ganze Zeit.


Als es z.b. Mitte Dezember den Vorschlag von Michael Mina und Zeynep Tufekci gab, die Impfstrategie anders zu fahren als von den Herstellern beantragt, und Studien zu machen, die darauf abzielen, erst mal vielen Leuten die Erstimpfung zu geben, gab es viel Diskussion in der Wissenschaft, ob das gut oder schlecht ist. Manche dachten, es wäre gut, andere dachten, es wäre schlecht, wieder andere sagten, es ist schon gut erst mal allen die Erstimpfung zu geben aber die Zweitimpfung sollte nicht zu lang verzögert werden, man wusste es halt nicht, weil Studien dazu danach erst anliefen.


Christian Drosten fand Erstimpfungs-Strategie gut, Sandra Ciesek fand die Zweitimpfung später zu geben gut, Brianne Barker fand es nicht gut, ich glaube, Florian Krammer fand es auch nicht gut und hat dann seine Meinung geändert, Akiko Iwasaki fands auch erst nicht gut und hat dann gesagt, dass es epidemiologisch doch viele Leben rettet, etc. Da gabs sehr verschiedene Positionen und eine lebendige Diskussion.


Was “die andere Seite hören” aber nicht ist: Irgendwelche total indiskutablen Fritzen, die ohne Beweise daher behaupten, dass die Impfung “die Gene verändert” oder sonstigen Quatsch.


Ich zum Beispiel informiere mich ziemlich vielseitig und kann aus dem Stand einen Haufen Namen von Wissenschaftler_innen und Wissenschaftsjournalist_innen nennen, die nicht alle die selbe Meinung haben, die aber miteinander, basierend auf den Fakten, reden, und dann halt gewisse Erkenntnisse sichern können. Auf die man sich dann einigen kann.


Ich habe jetzt 42 Namen gezählt, von Expert_innen, durch die ich mich informiere, das ist wirklich viel und ich denke, auch ausgewogen. Viele von denen kritisieren übrigens auch ihre jeweiligen Regierungen.


Um mehrere Meinungen zu hören, reicht das komplett aus, aber hey, ich habe mir durchaus mal die Extrempositionen von einem Bhakdi und einem Wodarg und anderen mal angesehen/etwas gelesen, und dazu kann ich nur sagen, dass ich da deshalb nicht drauf rein falle, WEIL ich mich ausgewogen informiere, und mir verschiedene Seiten anhöre. Man kriegt ein Gefühl dafür, wer total abgehobene, unbegründete Extrem-Meinungen vertritt.

Man kann sich auch mal fragen, warum die Leute mit Extrem-Meinungen sich nicht in der wissenschaftlichen Diskussion einbringen, sondern sich zumeist an Laien wenden – mit Youtube Videos, Büchern und Facebook Posts. Sie behaupten ja gern, sie würden ausgegrenzt – und das werden sie auch – weil sie mit dem, was sie auf der Hand haben, einfach total lächerlich sind wenn Fachleute das zu beurteilen haben, was sie da verbreiten. Uns Laien kann man damit vielleicht reinlegen, aber Fachkreise eben nicht.

Zum Schluss hier noch eine Liste der Expert_innen und Journalist_innen, die ich auf meiner Twitter-Liste habe, über die ich mich über aktuelle Diskussionen zu Corona informiere:

A

Marylyn Addo

B

Stephan Becker, Marco Binder, Brianne Barker, Marija Bacović, Dirk Brockmann, Melanie Brinkmann

C

Sandra Ciesek, Victor Corman, Kizzmekia Corbett, Rich Condit, Shane Crotty

D

Peter Daszak, Maren De Vries, Alan Dove, Christian Drosten, Xander de Haan,

E

Isabella Eckerle

F

Jeremy Farrar, Lars Fischer

G

S. Goffinet, Ravi Gupta, Daniel Griffin, Trisha Greenhaigh

H

Bart Haagmans

I

Akiko Iwasaki

J

habe echt niemand mit J ;)

K

Alexander Kekulé (widerwillig), Florian Krammer, Marion Koopmans, Kai Kupferschmidt

L

Gabriel Leung, Karl Lauterbach

M

Laura McCall, Martin Moder, Julia Marcus, Michael Mina

N

Mai Thi Nguyen-Kim

O

Paul Offit

P

Viola Priesemann, Saskia Popescu

Q + R

Vincent Racaniello

S

Craig Spencer, Beate Sodeik, Leif Erik Sander, Cathy Spindler

T

BK Titanji, Zeynep Tufekci

U V W

Friedemann Weber

X Y Z

Ranga Yogeshwar

Und wer ist nicht auf dieser Liste?

Zum Beispiel Hendrik Streeck, weil ich genug habe von seinem ewigen Herunterspielen. (das ich mir oft genug angehört und durchgelesen habe, um die “andere Seite zu hören”). Jonas Schmidt-Chanasit aus dem selben Grund, auch wenn der weniger Medienpräsent ist.

Und die Schwurbel-Professoren?

Ich habe mir für diesen Blogartikel ein willkürlich rausgegriffenes 5 minütiges Video von Sucharit Bhakdi angeschaut, in dem eine Falschaussage und Verarschung die andere jagt.

Er sagt darin beispielsweise, um die Wirksamkeit von Impfungen zu studieren, müsste eine Firma eine Million Leute impfen und dann schauen wer von denen trotzdem an einem Virus stirbt, und sagt “das wird keine Firma machen, das ist viel zu aufwändig”. Wo er diese Zahl von einer Million her hat, ist mir unklar, aber sie stimmt nicht immer: weil wir gerade Pandemie haben und das Virus massenhaft im Umlauf ist, ist es gar nicht nötig, eine Million Freiwillige zu impfen, da reicht schon eine viel kleinere Gruppe um zu erkennen, ob die Impfung wirkt oder nicht. Weil sich in der ungeimpften Kontrollgruppe in kurzer Zeit sehr viele Menschen infizieren und man dann vergleichen kann.

Auch hat Bhakdi darin gesagt, dass es gegen keine Krankheit, die sich über die Luft verbreitet, jemals eine Impfung gab. Nur gegen Krankheiten, die über das Blut übertragen werden. Falsch: Masernimpfung wirkt und führt zur lebenslangen Immunität und Schutz, und wenn eine Krankheit sich extrem über die Luft verbreitet, dann Masern.

Sein genannter Grund, wieso Impfungen nicht bei über die Luft übertragenen Viren wirken sollen, ist: Weil auf den Schleimhäuten der Atemwege nicht so viel Antikörper sind, die wären ja eher im Blut. Und Impfungen wirken über Antikörper, sagt Bhakdi. Das ist auch falsch, zum Beispiel wirken Impfungen auch über die “zelluläre Immunantwort”, d.h. T-Zellen und B-Zellen. Bhakdi O-Ton “Deshalb ist für mich als Infektions-Immunologe völlig klar, dass eine Impfung gegen Corona nie, nie entwickelt werden wird”. (Infektions-Immunologe? Was ist der denn noch alles? Laut den Informationen die ich fand, war er Mikrobiologe und Infektions-Epidemiologe, und das ist etwas anderes als Immunologe zu sein. Er erzählt einfach die ganze Zeit den Leuten irgendwas. Das Video wurde übrigens von der österreichischen rechtsextremen FPÖ veröffentlicht, deshalb gibts von mir auch keinen Link dazu, man findet es leider schnell genug wenn man danach sucht.)

Ausserdem weist seine ehemalige Universität in Mainz die Meinung, die er vertritt, scharf zurück. Damit versuchen sie den Schaden zu begrenzen, den Bhakdi anrichtet, indem er sich als Experte und Professor mit (siehe oben) derartigen Verdrehungen und Irreführungen in den Medien verbreitet.

Das nur so als Beispiel, was passiert, wenn man die “andere Seite” im Sinne von Schwurbel-Professoren anhört: Man wird in wenigen Minuten mit so viel völlig falschem Mist beworfen, dass es einem einfach gleich wieder vergeht.

Langer Rede kurzer Sinn:

“Beide Seiten” anhören heisst nicht, dass man sich jeden Mist anhören muss. Manche Leute haben sich einfach disqualifziert.

My take on the “Minimalism Challenge”

I think most of us who are online know this one: You do it for 30 days and you get rid of one item on day 1, 2 on day 2, 3 on day 3, and so on.. until you reach day 30 and then you will have decluttered 465 things. I didn’t check this number, it’s what other people have said and I’m just too lazy for math.

Years ago, I had tried to do it but failed at it, after day 8 or so it just became too much of a hassle to go through things every day and the number rising and rising.

So this time, the modified rules are as follows:

  • There are 30 days and on each day the corresponding number of things will be decluttered. BUT the order of the 30 days is not important, I can pick one of the 30 days and then I can check it off on my list.
  • I am allowed to take days off if life gets in the way.

So far, it is going pretty well! I’m about at the halfway point and last time I checked I had decluttered over 260 items.

For the first time since forever, my desk actually has lots of empty space!

I would not advise anyone to do this minimalism challenge right away, because the reason I failed at it years ago was that it was really tricky for me to get into decluttering mode. I had not yet learned a good method and all I did was barely scratching the surface of a encrusted layer of old clutter.

After reading the much-hyped book of Marie Kondo “The Life Changing Magic of Tidying up” (I believe it deserves the hype) and applying her approach to my belongings, I got the idea. I knew which things I actually live with and the things that are just there because they’ve been there for years and years.

At the end of 2019, my Konmari process slowed down and during the pandemic, it stopped altogether. So this minimalism challenge was a nice chance to reboot it. At first I thought “I Konmari’d 80% of my stuff already, so what else is there to declutter now?” and then I realized that this challenge is super good for refining my collection of things one year after doing Konmari. So yes, for me, I started to get rid even of things that “spark joy”, because I kept them to cherish and use them more, but in fact, I didn’t.

I have a love for beautiful bowls and cups, for example. But I can’t drink out of so many cups and I can’t have so many bowls, even if they are loved. So I decided to give these two a new home:

two hand turned ceramic cups

They are very beautiful (at least I think so) and both had been presents, one was even handmade by my mom. But I have so many nice cups and most of them are handmade by my mom, so I decided to part with these two, and I found them a new home via ebay Kleinanzeigen. So, in this case, they are just too nice to let them gather dust and not use them. I freed them for someone else to enjoy.

a freshly repaired bike seat (it’s a brooks saddle)

One more good thing that came with the challenge: In February, my bike seat broke. I replaced it because they had told me that it’s not possible to repair it. So I decided to get rid of the broken seat and when I put it on ebay Kleinanzeigen, someone wrote me a message and told me it actually can be repaired and the spare part only costs 14€. I ordered it, repaired the thing, and now I can equip my second bicycle with this seat!

I already reap the benefits of my minimalism endeavors. I have now spaces in my room that are clutter-free and stay clutter-free with little or no effort, and this is working well at lowering my stress levels and helps me to recharge and just enjoy a visually calmer space. Even if it is just my desk, for now. Probably my desk will remain my only minimalist space in my room. But it does a good job at making me feel more relaxed.

Now, on to the challenge part 2 – I have checked off 16 of 30 days, many of them in the rear end of the challenge, and I’m looking forward to completing the list!

Corona und das Praxiskollektiv Reiche 121 (reblog von indymedia)

Vorwort: Ich habe schon vor 2 Wochen einen Link zu diesem Text im Psiram-Forum gefunden, da war er über indymedia aber nicht erreichbar. Jetzt ist es auch gerade schwierig, indymedia zu erreichen, ich finde den Text aber wichtig und deshalb veröffentliche ich ihn so wie er ist auf diesem Blog. Ein ganz großes Danke an die Autor*innen “Peacock Mantis Shrimp” für die Recherchearbeit und den Diskussionsbeitrag!

Lizenz: CC-By-SA – Autor*innen: Peacock Mantis Shrimp – ursprünglich veröffentlicht am 29. März 2020 (!)

Eines der ältesten Praxiskollektive Deutschlands, die Kreuzberger Hausärzt*nnen Praxis Reiche 121 veröffentlicht verharmlosende Informationen über die Corona-Pandemie und stellt sich die an Seite zweifelhafter Expert*innen, die auch in rechten Medien veröffentlichen. Der Artikel beleuchtet die Argumente des Kreuzberger Praxiskollektivs und versucht diese zu entkräften.

Linke sind meist keine Mediziner*innen. Das ist ein Grund von vielen, wieso die aktuelle Corona-Pandemie viele Genoss*innen etwas ratlos zurücklässt: Soll ich nun aus Solidarität mit Risikogruppen härtere Ausgangsbeschränkungen fordern oder den Verlust bürgerlicher Freiheiten in Zeiten der Kontaktsperre anprangern? Welche Position bezogen wird, hängt auch maßgeblich davon ab, für wie gefährlich man das Corona-Virus hält. Der Hunger nach Informationen über das Virus und der Verbreitung von Covid-19 ist groß. Der Virologe Christian Drosten von der Charité ist mit seinem täglichen Podcast seit Wochen auf Platz 1 der Apple Podcast Liste. Doch bietet Doc Drosten keine linke Perspektive auf die Pandemie und hält sich mit politischen Einordnungen zurück. Anders das in Berlin bekannte Praxiskollektiv Reiche 121 in Berlin Kreuzberg. Kaum ein*e Genoss*in aus Kreuzberg oder Neukölln, die nicht schon mal in der Reiche 121 vorbeigeschaut hat. Die Schlange vor der Sprechstunde wird in der Erkältungszeit zum Szenetreff. Umso enttäuschender sind die Veröffentlichungen des Praxisteams zum Thema Corona-Virus. Das Kollektiv beklagt auf seiner Homepage „die Überflutung von Laien mit epidemiologischen Zahlen, die ohne Vergleichszahlen mit dem “Normalen” dann eben oft geradezu apokalyptische Visionen entstehen lassen und vor allem eines tun: Angst und Panik verbreiten“. Weiterhin diagnostizieren sie ein „Übergewicht von Meldungen und Berichten, die das worst-case-Szenario in den Vordergrund rücken“ und prangern das Aushebeln von Freiheitsrechten an. Auf den ersten Blick durchaus nachvollziehbare Kritik an der aktuellen Berichterstattung. Sie schreiben weiter: „Wir sind der Meinung, dass aufgeklärte Menschen sehr wohl zu einer Einschätzung der Gefahr und einer Schlussfolgerung für den Umgang damit in der Lage sind“.  Das ist eins der Probleme des Textes: Sind Menschen nun Laien, die von Zahlen überflutet werden, oder aufgeklärte Subjekte, die selber entscheiden können? Oder will das Kollektiv sagen, dass die Mainstream-Medien uns am Aufgeklärt-Sein hindern?

 Schauen wir uns an, wie das Praxiskollektiv aufklären will. Es beruft sich auf eine Vielzahl von Expert*innen, die eine gelinde gesagt optimistische Einschätzung der Pandemie vertreten. So weisen sie auf Prof. Sucharit Bhakdi hin, der in einem YouTube-Video erklärt, dass nur 10 Prozent der mit dem Corona-Virus infizierten Menschen überhaupt krank werden. Quellen dafür nennt er nicht. Das Robert Koch Institut beruft sich auf drei Studien und schätzt, dass 51-81 Prozent der Infizierten durch das Virus erkranken.[1] In einem anderem Video setzt Bhakdi auch die Todesrate viel zu niedrig an. Es stimmt, dass am 18. März 10.000 Menschen in Deutschland mit dem Corona-Virus infiziert und bis dahin 28 Menschen gestorben waren. Bhakdi rechnet dann die Zahl der Toten auf 30 Tage hoch und kommt auf einen Toten pro Tag. Wieso er aber 30 Tage für 28 Tote ansetzt, wo doch die ersten beiden Todesfälle am 9. März zu beklagen waren, sagt er nicht. Bhakdis geht in seinem worst-case Szenario von 1 Million infizierten und 30 Toten pro Tag in Deutschland aus. Diese Zahlen sind deutlich zu gering. Die Zahl von über 800 Toten pro Tag bei 92.400 Infektionen in Italien und ebenfalls über 800 Toten pro Tag bei 78.000 infizierten Menschen in Spanien zeigt, dass der Virus weitaus tödlicher ist als Bhakdi behauptet.[2] Auch in Deutschland, wo das Gesundheitsystem noch nicht zusammengebrochen ist, waren allein am 28.3.2020 90 Todesfälle registriert worden.[3] Prof. Bhakdi ist also ein schlechter Aufklärer für das Praxiskollektiv, wenn man positivere Szenarien der Corona-Pandemie für wahrscheinlich hält.

Eine andere Expertin, die das Praxiskollektiv ins Feld führt, ist Prof. Karin Mölling. Diese gab Radio Eins ein Interview, von dem sich der Sender anschließend distanzierte, weil er Teile des Interviews für zynisch und verharmlosend hält. Karin Mölling ließ sich nicht beirren und vertritt ihre Thesen nun in der verschwörungstheoretischen Radiosshow KenFM. Moderator Ken Jebsen behauptete in seiner Sendung unter anderem, dass der Women‘s March on Washington 2017 vom jüdischen Investmentbanker George Soros gesteuert wurde, damit die Anzahl der Abtreibungen zunimmt und Soros am Verkauf toter Embryonen an die Pharmaindustrie verdienen könne. Eigentlich keine Person, der man gerne ein Interview geben würde. Doch ebenso gern gesehener Gast bei KenFM ist Wolfgang Wodarg. Auch er wird vom Praxiskollektiv Reiche 121 als Experte herangezogen, der die Corona-Pandemie als weitgehend harmlos einschätzt. Nur ist Wodarg ein Experte? Wolfgang Wodarg schrieb seine Dissertation 1974 über die psychischen Erkrankungen von Seeleuten. Seitdem ist keine wissenschaftlich Publikation von ihm bekannt.[4] Wodargs Ansichten sind vielfach wiederlegt[5]: So zum Beispiel seine Meinung, das Corona-Virus sei nicht neu, also nicht neu vom Tier auf dem Menschen übergesprungen. Das ist deshalb wichtig, weil es vier Arten von Corona-Viren gibt, die beim Menschen endemisch sind und gegen die das menschliche Immunsystem gewappnet ist. Bei einem neu auf dem Menschen übertragenen Virus besteht keinerlei Immunität in der Bevölkerung, es gibt keinerlei Impfung oder Medikamente und er verbreitet sich sehr schnell. Das ist es, was den Virus so gefährlich macht.

Wodarg vertritt seine Ansichten auch im Interview mit der rechtspopulistischen „Journalistin“ Eva Herman. Das Praxiskollektiv nimmt Wodarg in einer neu hinzugefügten Stellungnahme explizit in Schutz. Das Kollektiv schreibt u.a.: „Seine Entscheidung, auch umstrittenen Medien Interviews zu geben, kann kritisiert werden, ihm deshalb eine Nähe zu rechten Verschwörungstheoretikern zu unterstellen ist abwegig.“ Ernsthaft? Wer KenFM und Eva Herman Interviews gibt, kann man keine Nähe zu Verschwörungstheoretikern unterstellen?

Insgesamt liest sich die Liste der Expert*innen und Links in der Veröffentlichung des Praxiskollektivs wie direkt von Wodargs Homepage abgeschrieben. Doch auch diese Expert*innen widersprechen sich. Ein zentrales Argument Wolfgang Wodargs ist zum Beispiel, dass der PCR-Test auf Corona-Viren noch gar nicht validiert sei und viel zu viele falsch positive Ergebnisse angebe. Das würde die Infektionszahlen in die Höhe treiben. Der ebenfalls vom Praxiskollektiv zitierte Virologe Hendrik Streeck hält den derzeit verfügbaren PCR Test jedoch für den „Goldstandard“, auch wenn er Maßnahmen wie Ausgangssperren sehr kritisch gegenüber steht.

Das einzige fachliche Argument, welches die Mediziner*innen aus dem Praxiskollektiv selbst ausführen, dreht sich um die Situation in Norditalien. Das Kollektiv legt nahe, dass es sich dabei entweder um eine regionale oder gar keine Besonderheit handelt. Es listet eine Reihe von Faktoren außer dem Corona-Virus auf, welche die Situation in Norditalien hervorgebracht haben könnten. Diese Faktoren sind mal mehr, mal weniger valide: So ist es plausibel, dass der marode Zustand des italienischen Gesundheitssystems zu einer Überlastung und damit zu einer höheren Anzahl von Toten beigetragen hat. Weniger evident, aber zumindest nachvollziehbar ist die Behauptung, die regionale Luftverschmutzung sei ein entscheidender Faktor für die hohe Todesrate. Es gibt darüber aber keinerlei Studien und der „Beleg“, welchen das Kollektiv verlinkt, ist lediglich eine Karte der Luftverschmutzung in Europa. Wenig glaubwürdig scheinen jedoch die Faktoren „Massenpanik, ausgelöst durch die Berichterstattung (staatliche Institutionen, Medien)“ und „veränderte Wahrnehmung und Einordnung der Situation durch Ärzt*innen“ zu sein. Hier wird suggeriert, dass die Menschen in Norditalien quasi an Realitätsverlust leiden, während die Mediziner*innen in der Reichenberger Straße einen kühlen Kopf bewahren und die Wahrheit erkennen können. Auch verliert die Aufzählung von vermeintlichen lokalen Faktoren als Ursache für die dramatische Lage in Norditalien an Plausibilität, wenn in Spanien derzeit ebenfalls über 800 Tote durch Covid-19 gezählt werden (Stand. 29.03.2020) und auch im Großraum Paris mittlerweile Intensivbetten und Beatmungsgeräte fehlen und in China neue Krankenhäuser aus dem Boden gestampft wurden, um die vielen Erkrankten behandeln zu können.

Insgesamt ist die Darstellung der Situation in Italien widersprüchlich. Denn der selbst gesammelten Faktoren zum Trotz behauptet das Kollektiv ebenfalls, dass die Situation in Norditalien eigentlich dem Normalzustand entspeche:Ihr zentrales Argument ist, dass ein Teil der mittlerweile ca. 800 Corona-Toten pro Tag in die normale tägliche Sterblichkeit von 1.800 Toten in Italien eingerechnet werden müssten. Das Argument lautet zusammengefasst: Diese Menschen wären sowieso gestorben, sie hatten unter anderem eine Corona-Virusinfektion, aber die muss nicht ursächlich für den Tod gewesen sein. Selbstverständlich ist es nicht immer eindeutig, ob zum Beispiel ein Herzversagen durch die Covid-19 Erkrankung ausgelöst wurde. Doch zu behaupten, dass die Virolog*innen und Epidemiolog*innen von China über Südkorea bis Großbritannien und Deutschland in ihren Analysen und Modellen einfach vergessen hätten, dass in einer Gesellschaft immer Menschen sterben, klingt absolut unplausibel. Das Kollektiv stützt seine Argumentation mit einem Verweis auf die Sterblichkeitsrate in Italien, die in der Zeit der Corona-Krise nicht angestiegen sei. Mittlerweile ist das Praxisteam in dieser Hinsicht etwas zurückgerudert und gibt an, dass es  wohl doch einen Anstieg der Sterblichkeit in Italien gibt. Diesen Anstieg setzen die Autor*innen jedoch mit der Grippewelle von 2017/18 gleich. Hier werden Äpfel mit Birnen verglichen: das Kollektiv listet Faktoren für die besondere Situation in Norditalien auf und es stellt die Frage, ob es überhaupt mehr Tote in der Lombardei als in den vergangenen Jahren gibt. Dann argumentieren die Mediziner*innen aber mit der Sterblichkeitsrate für ganz Italien, in der die Toten in der Lombardei offensichtlich weniger durchschlagen.  (Randnotiz: Noch gibt das Kollektiv das mittlere Alter einer verstorbenen Person mit Corona-Virus in Italien mit 81 Jahren an. Mittlerweile ist dieser Wert auf 78 Jahre gesunken.)

Das Kollektiv macht in ihrem Statement ein Stück weit das, was sie anderen vorwerfen: Sie picken sich selektiv Expert*innen heraus, die ihre Position bestärken, stellen unbewiesene Vermutungen an und blenden aus, was ihnen nicht in den Kram passt. Zudem begeben sie sich in schlechte Gesellschaft: Als Linke sollte es doch mindestens stutzig machen, wenn man Expert*innen zitiert, die von Rechten hofiert werden und sich fragen, was dann mit der eigenen Meinung nicht stimme könnte. Das Praxiskollektiv hat Recht damit, wenn es betont, dass wir sehr wenig über das Virus und die Krankheit wissen. Es ist wichtig, dass wir staatliche Maßnahmen hinterfragen und Mehrheitsmeinungen in Diskursen auf ihre Stichhaltigkeit prüfen. Die wenigen Linken, die gleichzeitig Mediziner*innen sind, tragen in dieser Situation eine besondere Verantwortung. Kritik an staatlichen Maßnahmen und Strukturen darf nicht auf der Grundlage von Verharmlosungen erfolgen, und diese Verharmlosungen dürfen nicht mit Hilfe von zweifelhaften Expert*innen und fragwürdigen Argumenten legitimiert werden.

Wie es anders geht, zeigt das Bündnis „Krankenhaus statt Fabrik“. In seiner Stellungnahme zum Corona-Virus kritisiert das Bündnis Jens Spahn und das kaputtgesparte Gesundheitssystem, ganz ohne sich in halbgare Spekulationen über die eventuelle Harmlosigkeit des Virus zu verlieren.[6] Ein paar linke Mediziner*innen gibt es wohl noch.


[1] https://www.rki.de/DE/Content/InfAZ/N/Neuartiges_Coronavirus/Steckbrief….

[2] Zahlen vom 29.3.2020. Infektionszahlen nach https://coronavirus.jhu.edu/map.html

[3] https://www.welt.de/vermischtes/article206504969/Coronavirus-In-Deutschl…

[4] Zum Vergleich: Christian Drosten wird in über 300 peer-reviewed Artikeln als Autor oder Co-Autor aufgeführt.

[5] https://www.spiegel.de/wissenschaft/medizin/coronavirus-die-gefaehrlichen-falschinformationen-des-wolfgang-wodarg-a-f74bc73b-aac5-469e-a4e4-2ebe7aa6c270

https://www.tagesspiegel.de/politik/faktencheck-wolfgang-wodarg-verbreitet-thesen-die-wichtige-tatsachen-ignorieren/25654104.html

https://www.swr3.de/aktuell/Faktencheck-Coronavirus-Video-Corona-kein-Grund-zur-Panik-mit-Dr/-/id=4382120/did=5578566/1x656ik/index.html

[6] https://www.krankenhaus-statt-fabrik.de/53183

3 Years of Bulletjournaling

two bullet journals side by side - my first one and my current one. Bulletjournaling November 2016 - November 2019

I can’t believe that it’s now been three years since I started bulletjournaling! It is actually the first and only organizing system that worked for me over a long period of time. I don’t know why that is, but I’m very glad it does. Because wow, do I need it.

My style of Bulletjournaling

From when I started my bujo in November 2016, I have had what some people call a “Messy Bujo”. I started it all inspired by a friend and a group of people who had a “messy bulletjournaling” group on a now vanished internet platform. Before that, I had only seen examples of fancy, decorated Bujos on social media, and it was not that interesting to me back then. So I watched the intro video on Bulletjournal.com and was fascinated by the simplicity, and I started right away.

Bulletjournaling November 2016 - November 2019

I used the basic elements of bulletjournaling as explained in the video. I made some collections, I started some gratitude pages but I never kept up with them, I tried a food diary and didn’t keep up with that, and then I returned to the basics. Monthly logs, daily logs, a future log, an index, done.

I’m still doing that. trying out stuff and mostly sticking to the basics. Once I tried to do weekly pages, but they became too redundant, either they were a repetition of the monthly log or they were condensed daily logs but without enough space. At the moment, I’m trying out a so called “rolling weekly” where you do not migrate a task from one day to the next, but you write a to-do-List for the whole week. I will have to see if that works for me, because writing daily logs and migrating tasks to the next day is not a bad thing for me: after writing a task for the 6th time, I usually finally do it.

Bulletjournaling November 2016 - November 2019

I added a tracker or two, I wrote down notes when I read a book, I used the bujo for grocery lists.

Bulletjournaling November 2016 - November 2019

Why does this work for me while other stuff did not work?

Perhaps because it is very practical. I had notes lying around in my room and it was hard not to forget which thing was written down where, and after stuff was done, they got thrown away. Having one place for all those notes? Great! Thanks to the bujo’s index, everything can be found later, so I don’t have to section the book off or write stuff in any particular order. I think that is one big point why bulletjournaling works for me and why I could keep going with it, in contrast to all the other methods of self organization(tm) that I had tried.

It’s also very fast! Before, I had tried digital reminders and to-do-lists like “remember the milk”. It wasn’t sustainable, because really, it takes so much time to unlock the phone, start the app, type in the stuff, and look at the stuff. So I didn’t write it all down, but what mattered more, I never looked at those lists. Doing it digital is just very slow. Opening an analog book takes only a second. And since I’m not a person who is always on their phone anyway, I tend to find it tedious to unlock my phone first.

It’s also adaptable to what you need: In the first year, I never used the monthly log as a calendar, because *that* is something that worked for me digitally. And in years back, my calendars/planners never got used beyond the first 2 or 3 weeks of a year, because the calendar format is not really what I need most in my planner/notebook. What I need most are actually the task lists. (I added the monthly logs/calendars back in later, and stopped using the digital calendar, but if I didn’t want them, I didn’t have to use them.)

The system accounts for imperfection: most times, I don’t get my task list for the day done on that day. Sometimes I don’t get a single thing done. Before, I had written To-Do-Lists and it became frustrating when they accumulated more and more items and they really never got done. The method of migrating a task to the next day or next week is much better for me: A list gets completed, because all the items are either done or migrated.

I have migrated a small task to the next day, and the next week for 5 weeks now, which is shameful, but that’s just how it is. Eventually, I will get to it. This system is very friendly towards people like me who sometimes postpone a simple thing to the next day. and the next day. and the next day. It does not make me feel like a horrible person who’s ineffective, it makes me feel normal, because there’s a method for it, and one that eventually helps me get those things done.

And lastly, the big variety of fancy stuff and ideas and inspiration that you can put into your bujo. While I mostly do keep it basic, I like to watch some fancy bujo videos, and I do like to try out fancy layouts sometimes. And that also keeps me motivated to stay with the system. And when I don’t have time for that? I can always fall back on the bare basics and just write my simple logs with a pen in a simple book.

How effective is it for me?

I don’t think I’m a very effective person. For me, it’s hard to stay organized, and I am very forgetful and often need reminders of basically everything. Before the bujo era, I could remember the most important things and my forgetfulness weeded out pretty much everything else, and if I forgot tasks, other people would have to remind me of them..

Sometimes it feels as if this stayed the same, I am still forgetful and some stuff just isn’t on my mind. But thanks to the bulletjournal method, the amount of stuff that I am able to organize has greatly increased. Basically, I have become much better, while the challenge has become bigger as well. So… same same, but different. yes, all is pretty good!

Bulletjournaling November 2016 - November 2019

Nordseeradweg Niederlande, Teil 2

Das mit dem Zusammenfassen wird nichts, merke ich. Deshalb schreibe ich jetzt wohl doch Tag für Tag… oder eben, wie es kommt!

Freitag, der 14.6.2019 – der dritte Tourtag. Morgens ist es bewölkt. Wir fahren zuerst nach Camperduin und der Radweg führt entlang der künstlich angelegten Dünen. Sie wurde aufgeschüttet, um vor Überflutungen zu schützen. Hier gibt es viele Badestellen, aber gekennzeichnet werden sie durch geräumige Fahrradparkplätze – wo Holzgeländer installiert wurden, an die Räder gelehnt und angeschlossen werden können. In Deutschland parken am Strand die Autos, in den Niederlanden die Räder. Ich finde es super.

Heute ist allerdings kein Badewetter und alles ist leer. Wir kommen nach Petten und besuchen die Ausstellung “Zand tegen Zee”, die super informativ ist. Die Empfangsdame spricht uns auf deutsch an und ich sage auf Holländisch, dass wir versuchen, etwas holländisch zu lernen. Sie freut sich und spricht gleich holländisch mit uns. Ich verstehe ein wenig und blamiere mich mit völlig falschen Worten, aber na gut.

Wir schauen uns noch einen Film über die Dünen an, leider habe ich die meisten Fakten schon wieder vergessen. Die Klimakatastrophe und die steigenden Meeresspiegel sind in der Ausstellung auch ein grosses Thema. Hier haben die Menschen viel zu verlieren, und sie ziehen die Küstenbefestigungen hoch. Es gibt gratis Kaffee von einem Automaten, was auch sehr schön ist.

Der Radweg führt nun wunderschön durch ein Wäldchen und wir werden alsbald von einem starken Schauer überrascht. Wir stellen uns unter dichten Fichtenbäumen unter, und der Seewind vertreibt nach etwa einer halben Stunde die wirklich sehr schwarzen Wolken und strahlend blauer Himmel öffnet sich.

Wir radeln durch ein wunderschönes Dünengebiet, leider das letzte auf dieser Reise, denn die Noordzeeroute führt jetzt weiter auf die Inseln Texel und Vlieland, und wir fahren die popligere Route nach Den Oever. Das liegt daran, dass die Fähre von Vlieland aus einer Buchung im Voraus bedarf, selten fährt und auch nicht ganz billig ist. Allerdings vernavigiere ich mich und wir fahren nach Callantsoog. In die Bänke am Dorfplatz sind Solarzellen eingelassen und sie besitzen USB Ausgänge, damit die Leute ihre Smartphones laden können. Klasse! Wir haben allerdings das eigene Solarpanel dabei und brauchen es nicht in Anspruch zu nehmen.

Bei der Fahrt Richtung Norden hatten wir wieder wunderbar starken Rückenwind, aber jetzt, wo wir einen Bogen nach Süden schlagen müssen, der uns über Land und weg von der Küste führt, kämpfen wir erst mal ganz schön. Wir kommen an eine Art Schnellstrassenkreuz und die Radwegführung (die immerhin vorhanden ist) ist etwas verwirrend, fast biegen wir falsch ab. Aber dann haben wir’s und fahren an bunten Anemonenfeldern vorbei.

Für die meisten anderen Blumen ist es zu spät, die sind schon abgeerntet. Wir fahren an sehr vielen abgeernteten Tulpenfeldern dabei. Anemonen und Zierzwiebeln blühen noch. Das muss ein imposanter Anblick gewesen sein, als da alles in Blüte stand.

Wir machen eine Pause im Dörfchen Ouidesluis und dann geht es wieder nördlicher und mit Rückenwind an einem mäandernden Fluss entlang. Dann kommen wir am Amstelmeer vorbei, von dem wir leider nichts sehen, denn die Strasse liegt hinter einem Deich und führt durch einen Wald.

Dann biegen wir von der Route ab und fahren über eine kleine Landstrasse zum Campingplatz “Het bos roept”. Schon als wir ankommen, fühlen wir uns wie Zuhause: Alles sieht öko und freundlich aus, und man kann sich selbst in einem niedlichen kleinen Bauwagen “einschreiben”. Der Campingplatzbesitzer ist ein dauergutgelaunter Lockenkopf, der ständig auf dem Platz unterwegs ist und alle neuen Gäste persönlich begrüßt, sobald er ihnen über den Weg läuft. Wir sind die einzigen Deutschen da, und ich bekomme wieder Gelegenheit, ein wenig Niederländisch zu üben.

Der Platz hat ein schönes Glashaus mit Induktionsherd, auf dem wir an dem Abend etwas kochen, ganz komfortabel. Nach uns kommt eine grössere holländische Familie und kocht ebenfalls. Die Oma und der Opa sprechen ein ziemlich deutliches Niederländisch, da kann ich sogar ein wenig folgen. Leider verstehe ich bei den meisten anderen wirklich gar nichts. Das ist schon ernüchternd. Gerade wenn die Leute sehr schnell sprechen, bin ich gleich total lost.

Im Glashaus gibt es einen Selbstbedienungskühlschrank, wo eine Flasche kalte Limo 30 Cent kostet, und Kaffee und Tee zum Selber aufbrühen gegen Spende. Es ist so nett da! Und es stehen wunderschöne, imposante Baumwollzelte auf dem Platz. Über die sollte ich später mehr erfahren.

Camperduin - Dünen
Dünen bei Camperduin
Dünen
die künstlich angelegten Hondsbosje Dünen sind zu einer spannenden Naturlandschaft geworden.
Polder
“De Putten” ist ein Vogelparadies, das aus Feuchtwiesen in den Poldern hinter den Dünen besteht. Viel Grün und viel Feucht ist zu sehen.
Zand tegen Zee
An der Ausstellung “Zand tegen Zee” angekommen, der Himmel ist dunkel und schlechtes Wetter kündigt sich an
Dünen
Wunderschöne Farben des Meeres, des Himmels und der grasbewachsenen Dünen.
Abwettern
Statt auf der Bank sitzen wir unter den Bäumen im Wald und warten den Regenschauer ab.
Pause
…und auf einmal scheint strahlend die Sonne.
Anemonen
drei verschiedene Sorten Anemonen werden hier auf Feldern angebaut.

Ich war beim Leipziger Wolle-Fest, ohne Wolle zu kaufen.

Disclaimer: Ich rede hier über Gewerbetreibende, deren ausgestellte Waren auf dem Wollefest ich interessant fand, und ich verlinke auch auf deren Webseiten. Manchmal preise ich die Sachen auch ganz schön an, jedoch: Ich bekomme keine Gegenleistung dafür, daher ist es wenn, dann eher privat betriebene Werbung. Die ich gerne mache, denn das sind alles ganz kleine Selbstständige, die es mehr als verdient haben, dass Leute ihre Dinge kaufen, finde ich.

Nachdem ich letztes Jahr wegen einem anderen wichtigen Termin auf das Leipziger Wollefest verzichtet hatte, bin ich diesmal wieder da gewesen. Und das in meinem NoBuy-Jahr, wo ich mir zumindest Wollkaufverbot erteilt habe.

Lass mich nochmal einen Blick auf meine selbstgewählten Regeln werfen.

Da steht, ich darf kein Garn kaufen (und, zumindest innerlich, ausformuliert habe ich es offenbar nicht, keine Spinnfasern). Daher habe ich mir gesagt: Vielleicht eine schöne Spindel, das wäre okay. Sie vergrössert meinen Stash nicht, sie ist nicht mottenanfällig, und sie ist hübsch zum sich ins Zimmer stellen, wenn sie gerade nicht benutzt wird.

Gleich am Anfang die Auflösung: So ist es dann auch gekommen. Außer der Spindel habe ich noch zwei Spinn-Gadgets gekauft, alles beim selben Mann: Peter Locke, der seine gedrechselten schönen Dinge am Stand von seiner Frau verkauft: Wolle online. (Inzwischen gibt es seine Spindeln auch in ihrem Online-Shop.) Das eine war der Prototyp von einer Fingerkunkel, das ist ein Mini-Spinnrocken, den man sich mit einem Ring an den Finger steckt, und der die Fasern beim Spinnen superbequem ordnet, und das Andere ist ein Schälchen für Supportspindeln, das man sich zwischen die Beine klemmen kann, im Sitzen.

Überhaupt war das sehr fein, die Lockes an ihrem Stand zu besuchen, sie sind einfach super nett. Ich war früher ja nicht so eine potentielle Kundin von gefachten Garnen, wie es sie dort gibt, aber ich muss sagen, die Farbverlaufs-“Bobbel” sind große Klasse, da entstehen auch so richtig sanfte Übergänge. Ich habe ja noch einen, den ich mal woanders bestellt hatte, hier, deshalb reizen mich noch mehr “Bobbel” erst mal nicht, anschauen ist super, aber ich muss gerade nicht mehr davon in meinen Besitz bringen.

So ging es mir mit dem Garn eigentlich auch, da habe ich dank meiner Stashdurchsicht und Stash-Appreciation wirklich das gute Gefühl dabei gehabt, zuhause genug und auch echt schönes Garn zum Stricken zu haben, und auch genügend Fasern zum spinnen. Trotzdem konnte ich die ganze Farbenpracht und auch die spannenden naturfarbenen Garne bewundern. Zum Leidwesen der Anbietenden, aber vielleicht hat es ihnen wenigstens gute Laune gemacht, dass jemand ihre Garne einfach nur bewundert.

Spinn- und Strickgadgets
Zuerst ein Bild der Errungenschaften: Links die Kunkel, dann das Schälchen und die neue Spindel (aus Essigbaum!) und noch zwei Päckchen Stricknadeln, die ich ausprobieren möchte.
Garnset als Zopf
Hier haben die Ladies von “Inclusio” viele kleine Stränge Wolle zu grossen bunten Zöpfen geflochten. Das sieht sehr hübsch aus..!

Schön bunt
Am Stand von “Nordische Wolle” – ich fand die Garne schön bunt und vor allem nicht so nichtssagend-weich. Der Bayerische Laden verkauft Wolle aus einer “kleinen Spinnerei im Baltikum”, wie sie sagen.

Special Yarns
Spannend: eine kleine Fasermühle in Sachsen, die nicht nur Garne von heimischen Schafrassen hat, sondern dort kann man auch Vliese waschen, kardieren oder kämmen lassen. Ihre eigenen Garne kommen von ihnen persönlich bekannten Schafhalter_innen und von ihren eigenen Tieren. Ihre Seite ist: https://www.naturfasermuehle.de/
indisches Ringspinnrad
Das ist ein Ringspinnrad aus Assam. Der Ringspinnkopf ist eigentlich aus der Industrie und wurde von einem Spinnradbauer in Indien in ein Rad für Handspinn-Produktion integriert. Es ist alles kugelgelagert und läuft trotz des rustikalen Äusseren sehr ruhig und leicht.
Wolle-Fest von Oben
Das Wollefest von oben gesehen. Hier der Stand von Zauberwiese und die Nachbarinnen.
Piratenwolle
Die Piratenwolle. Hier hätte ich einiges mitnehmen können, falls meine Wollkisten leer gewesen wären. :)
Dibadu Spinnfasern
Habe ich so auch noch nicht gesehen: Kammzüge mit kleinen Tweed-Nupsies, wie immer wunderschön gefärbt von Dibadu.
Noch mehr Dibadu
Die Farbenpracht beim “Mondschaf”.
Gefilzte Sitzkissen
Super schön: Zitrus-Sitzkissen aus Wollfilz. Aber sie werden aus dem Programm genommen, weil handgemachte Filzkissen halt auch kosten und nicht genug Leute das auch kaufen wollen.. zumal auf dem Wollefest viele Macher_innen sind, die eher Grundmaterial suchen und keine fertigen Produkte.
An unserem Tisch
Pause vom Bummeln haben wir an einem Café – Tisch gemacht, und da trafen sich auch unsere Spindelprojekte.
niedliche Schäfchen und duftende Seife
Niedliche Schäfchen und duftende Seifen.. “Angelikas Naturwaren”.
Filzlinge
Bunte Kammzüge bei “Filzlinge”
Nochmal bunti
Für mich neu, und ich war absolut hingerissen von den Farben von “Coonie’s Wolle” aus Duisburg.
Handgefärbtes Gansey Garn
Bei Wasserwolle war der “Gansey Bear” und es gab einfarbige und handgefärbte Gansey-Garne aus England.
Lütt Marie
Viele bunte Speckles bei “Lütt Marie”, ebenfalls aus Duisburg.

Am Samstag wollten wir einen “Team Yeti” Tisch machen (haben wir auch gemacht), wo sich Leute aus der “Podcasting auf Deutsch” Ravelry Gruppe treffen können. Vielleicht war der Tisch zu wenig sichtbar (wir waren im vorderen Cafe, das eher so seitlich lag und wo viele Leute eher nur vorbei liefen), vielleicht war auch niemand da. Vorab im Forum hatte sich ja auch niemand gemeldet dazu. Aber das war okay, wir waren insgesamt dann doch zeitweise neun Leute und einen Tisch zu haben, wo man sein Zeug lassen kann, ist das Beste auf diesen Wollmärkten.

Ich habe mich gleich an den Tisch gesetzt und die Stellung gehalten, während die Anderen schon mal über den Markt gezogen sind (was mehr als eine Stunde dauerte) und dann traf ich auch schon Lena, mit der ich verabredet war, die einen süßen gestrickten Hasen als Erkennungszeichen dabei hatte, und wir hatten’s ruhig und nett an unserem Tisch während der hektischsten Zeit auf dem Wolle-Fest.

Ich hatte mir am Hauptbahnhof in meiner stapelbaren “Tiffin” Lunchbox indisches Essen gekauft und das mitgebracht. Der Kassierer im indischen Buffet war sehr erfreut, dass ich mit einer indischen Lunchbox ankam. Ich habe Kichererbsencurry und ein Gemüsecurry mit Paneer in die unteren Ebenen eingefüllt, und in der dritten Etage ein buntes Biryani. Er hat mir in einer Papierbox noch extra Reis dazugepackt, und am Ende konnte ich mich sogar zweimal satt essen davon.

Für den Sonntag hätte ich mich gerne mit jemandem treffen wollen, aber sie musste wegen anderer dringender Dinge absagen, und ich entschloß mich, trotzdem auch am Sonntag hinzugehen. Das war aber auch super schön, denn da war einfach mehr Zeit, alles zu sehen und mit den Händler_innen zu reden. Ich habe einiges gesehen, dass ich bei meiner Runde am Samstag überhaupt nicht gesehen hatte, z.b. das oben fotografierte Spinnrad aus Assam.

Am Sonntag war noch Spinntreffen auf dem Wollefest, und ich habe mich dann für die restliche Stunde, die ich noch bis zur Abfahrt des Busses hatte, dazugesetzt. Das war nett und ich bekam sogar ein Stück Kuchen ab. (Danke an die Landfrauen aus Leipzig-Süd) Während ich am Samstag mit Lena am Team Yeti-Tisch über Radtouren fahren geredet hatte, saß ich am Sonntag neben einer Spinnerin, die auch liebend gerne Flußradtouren fährt. So ein Zufall, ich liebe es!

Leider war es kalt, auch in der Glashalle. Am Sonntag hat der Sonnenschein auf dem Dach gefehlt. Mir wurde so richtig fröstelig beim Warten auf dem Fernbus im Nieselregen, und ich glaube, ich versuche es nächstes Jahr wieder mit der Bahn – auf der Hinfahrt hatte ich jemanden neben mir mit massivem Parfum- und Zigarettengestank an den Klamotten, und mir wird eh schnell schlecht in Autos und schaukelnden Bussen. Auf dem Rückweg ging es allerdings gut, da saß ich auch neben einem Raucher, aber der roch nicht so krass nach Rauch und zum Glück gar nicht nach Parfum.

Schön war es, und mein Besuch bei meiner Freundin, die mich netterweise immer zum Wolle-Fest beherbergt, war auch wieder schön. Und jetzt bin ich nicht nur ohne Stashzuwachs wieder zuhause: Ich habe auch eine Menge mehr Lust, meinen Stash zu verarbeiten, nach all der Inspiration, die ich dort aufgeschnappt habe.

Müllvermeidungs-Challenge, Tag 18: Selber Deo machen.

Ich habe es tatsächlich getan: Selbst diese Natron/Stärke/Kokosnussöl-Creme gemacht, die als Deo taugen soll. Obwoooohl Leute mir gesagt haben, dass diese Cremes auch die Haut reizen können und obwoooooohl Leute gesagt haben, dass sowohl die gekauften, als auch die selbstgemachten nicht so dolle sind.

Weil: Die Zutaten sind wirklich ultra billig und ich hatte ein leeres Aufstrich-Glas und alles war sowieso im Haushalt vorhanden. Wenn es jetzt wirklich so gar nicht gut ist, habe ich nichts verloren.

Weil ich mich nicht rasiere, ist meine Haut unter den Armen auch viel weniger empfindlich, ist jedenfalls mein Eindruck. Ich hab mich mal rasiert, und das führte dazu, dass ich ungemein empfindlich wurde.

Diese Deo-Kristalle sollen übrigens genauso Aluminiumhaltig sein wie manche Industrie-Deos, sie bestehen aus Alaun, das nichts anderes ist wie Aluminiumsalze. Also habe ich von der Benutzung meines mehr als 15 Jahre alten Deokristalls, den ich aus Zero-Waste-Gründen ausmottete, nun doch wieder abgesehen.

Ich habe dieses Rezept von dem Blog, das auch die Challenge hostet, benutzt: https://zerowastechef.com/2014/08/27/diy-deodorant/

Ein Gläschen beschriftet mit “Deocreme” und dem Datum, steht auf einer Nähmaschine rum.

Ich habe das Ganze dann zum härten raus auf den Balkon gestellt. Jetzt ist es wirklich sehr, sehr hart. mal sehen, ob es so bleibt, oder bei Zimmertemperatur wieder etwas weicher wird. Der Duft ist ganz okay, er könnte etwas kräuteriger sein, aber er ist ok.

Bei dem Rezept habe ich statt Maisstärke Weizenstärke verwendet, und statt Kokosnussöl habe ich raffinierte Sheabutter genommen. Da stand, man soll nur so lange Öl dazugeben, bis man die Konsistenz mag, und ich fand, die Creme wurde schon fast zu weich. Jetzt ist sie steinhart, na toll, haha. Hm. Ich hätte daraus einen Deo-Stick machen können! Zu spät jetzt.

Lesestoff zu Marie Kondo von Creatrix Tiara

Ich habe heute auf Mastodon diesen Link reingereicht bekommen, es ist ein Google Dokument von Creatrix Tiara, wo sie sich in einem sehr langen Essay mit einer Rezension von Marie Kondos Buch befasst. Ich habe es noch nicht durchgelesen, aber angefangen. (Es ist auf Englisch)

Ich finde es sehr spannend, was sie zu sagen hat zu der Methode, und was diese Methode speziell queeren, marginalisierten Menschen zu geben hat. Sie redet über neurodivergente Menschen und was für Konfrontationen mit sich selbst der Prozess auslösen kann. Sie schreibt von sich selbst, und es ist spannend, ihre eigenen Erfahrungen als queere, marginalisierte Person mit der Konmari-Methode zu lesen.

8. Tag Vestkyststien: Von Lodbjerg Fyr nach Vigsø Bucht

Heute ist der 20. Mai 2018. Wir sind an der dänischen Nordseeküste unterwegs. Gestern sind wir am Lodbjerg Fyr nördlich von Agger gelandet und verbrachten die Nacht auf dem Naturzeltplatz am Leuchtturm.

Ich wache um sieben Uhr erst auf, das heißt, ich habe 9 Stunden durchgeschlafen! Ich mache Kaffee und locke damit meinen Reisegefährten aus dem Schlafsack. Ganz in Ruhe machen wir uns Porridge zum Frühstück und bauen dann alles ab.

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In der Morgensonne steht unser Zelt und ein Paar Packtaschen.

Wir fahren in der Morgensonne durch duftende Heidewälder und pausieren kurz an einem stillen Waldsee. Die Wege sind sandig, aber angenehm zu fahren. Wir können leider nicht direkt durch den Nationalpark Thy fahren, denn der “Redningsvej” ist zu unwegsam für die Fahrräder. Deshalb geht es einen kleinen Umweg über ein paar Dörfer.

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ein kleiner Waldsee umgeben von niedrigen Sträuchern.

Irgendwann sind wir wieder in der offenen Dünenlandschaft. Ich finde das immer noch sehr beeindruckend, da durch zu fahren. Es geht Wind, aber nicht so stark, und nicht so frontal wie neulich. Sehr gut.

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weite Dünenlandschaft mit wilden Strandrosen, Heidekraut, Strandhafer und gelben Blüten, dahinter das Meer.

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Wir sind auf einen kleinen Bunker geklettert und blicken auf unsere Fahrräder hinab.

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Am Fischfangplatz von Stenbjerg

Wir fahren bei Stenbjerg zu einem alten Fischereiplatz. Er ist inzwischen nicht mehr in Betrieb, und ein kleines Museum erinnert an die Küstenfischerei hier. Es gab eine Winde, um die Boote hereinzuziehen, und Hütten, die nicht zum wohnen dienten, sondern nur dazu, die Fische zu verarbeiten und zu verpacken. Warum sich hier die Fischerei nicht mehr lohnt, aber an anderen Stellen der Nordseeküste schon, habe ich nicht ganz verstanden. Auf jeden Fall ein beschauliches Fleckchen, wo man sehen kann, wie es früher abgelaufen ist. Historische Fischerkähne liegen auch am Strand. Wir machen eine Mittagspause und fahren dann weiter.

Viele Leute hier sind mit Wanderrucksäcken unterwegs. Darauf hätte ich ja auch mal Lust. Wir fahren durch Vorupør und folgen dem “Kystvej” durch eine Dünenlandschaft nach Klitmøller. Diese Gegend nennt sich auch “Cold Hawaii” und ist ein Zentrum des Surfsports. Wir sehen in Klitmøller überall Surfläden, Surfbrettverleihe, und Menschen die mit Surfausrüstung durch die Stadt wandern. Am Strand ist viel los, eine Menge Leute haben es sich gemütlich gemacht und einige andere versuchen sich im Wellenreiten. Wir machen eine Pause und bereiten uns Heißgetränke auf unserem Kocher zu. Dabei schauen wir uns die Surfversuche an, und ich bekomme den Eindruck, Surfen besteht zu 90% daraus, im Wasser zu liegen und auf eine Welle zu warten. Und die restlichen 10% der Zeit versucht man dann, nicht ins Wasser zu fallen. Für mich wär das nix, glaube ich.

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Nicht viel Wellengang in Klitmøller, aber die Surfer warten trotzdem auf eine günstige Welle.

In Klitmøller liebäugelt die Surfszene mit der Verwandtschaft zu Hawaii und auf den Autos sind Aufkleber mit der Aufschrift “Æloha”. Haha.

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kleine Fischerboote liegen auch am Strand, aber sehr kommerziell sieht das nicht aus.

Wir fahren weiter am Kystvej entlang. ein angenehm asphaltierter Radweg neben der Strasse schlängelt sich durch die Dünen. Es ist hügelig, aber immer noch sanft genug, um mit dem Schwung von der Abfahrt das nächste Hügelchen erklimmen zu können.

Dann nähern wir uns Hanstholm, wo es schon wieder Bunker zu sehen gibt. Diesmal liegen sie nicht am Strand, sondern sind in die Hügelkette hinter der Küste eingebaut. Die sogenannte “Batterie Hanstholm” war dazu vorgesehen, das Skagerrak zwischen Dänemark und Norwegen abzusperren. Verwendet wurde sie nie, angeblich wurde nur einmal fälschlich ein Schuß auf ein Fischerboot abgefeuert, der zum Glück nicht getroffen hat.  Ich finde für das keine Quelle im Netz, ich meine, ich habe das auf einem Informationsschild bei den Bunkern dort gelesen.

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Die grusligen Bunker starren uns hohläugig aus der Hügelkette an.

Wir fahren am Fischereihafen von Hanstholm vorbei. Dass sich die Küstenfischerei hier noch lohnt, lässt sich daran bemessen, dass Hanstholm den grössten Fischereihafen Dänemarks hat, gemessen an der Fischmenge, die hier angelandet wird. Fischfabriken aus allen möglichen Ländern haben ihre Hallen in diesem Hafen aufgebaut.

Unsere Fahrradroute führt von hier in die Stadt hinauf, aber der Nordseeküstenradweg verläuft unten am Meer. Wir haben ja schon am Samstag genug eingekauft, und haben keine Lust den steilen Weg raufzuschieben. Später lese ich im Fahrradbuch, dass es in Hanstholm eine komplette Trennung von Autoverkehr vom unmotorisierten Verkehr gibt, und bedauere ein wenig, dass wir das nicht live gesehen haben.

Stattdessen fahren wir auf einem angenehmen Sandweg am Meer entlang.

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Zwischen Land und Strand schlängelt sich der schmale Radweg, am Fahrrad hängt die Wäsche zum trocknen.

Nach Hanstholm ist es nicht mehr weit nach Vigsø, wo wir einen Zeltplatz am Meer auserkoren haben. Falls dieser besetzt ist, können wir noch in einen nahegelegenen Wald, der zum Zelten freigegeben ist.

Wir treffen einen älteren Schwaben, der von Stuttgart losgeradelt ist und zum Nordkap will. Komisch, wieso alle zum Nordkap wollen? So ambitioniert sind wir nicht, aber wir haben auch nicht so viel Zeit.

Die Wege nach Vigsø sind super schön und malerisch. Im Internet stand, dass es am Zeltplatz kein Wasser gibt, deswegen wollen wir bei der Kirche welches holen. Aber ach, sie liegt auf dem Berg! Wir strampeln also hoch um aufzutanken. Was wir nicht wussten: Es hätte eine Abkürzung gegeben, die unten am Strand lang führt und an einer Toilette mit Trinkwasser für die Badegäste vorbei geführt hätte. Nun ja.

Da, wo der Zeltplatz sein soll, ist wieder alles mit Wohnmobilen zugeschissen, und wir beschließen, in das Zeltwäldchen zu fahren. Dabei biegen wir einen Feldweg zu früh ein, und finden uns in einer Sackgasse wieder. Es ist ein von Bäumen umstandenes Wiesengrundstück, in der einen Ecke stehen zwei Picknickbänke. Als ich mit dem Telefon genau schaue, wo wir uns befinden, zeigt es an, dass wir mitten in einem Bauernhof stehen. Nur ist dieser inzwischen völlig verschwunden.

Erst denke ich, dass uns das Telefon falsch lokalisiert, aber bei genauerem Abschreiten des Grundstücks sieht man noch einzelne Reste: Da war die Güllegrube, und da steht noch der Baum, der sich einst an das Haus gelehnt hat, ganz alleine. Wir beschließen, dass wir einfach hier zelten, es sieht gemütlich aus, und wahrscheinlich stört es niemanden. Dass der Picknicktisch mit Bänken hier herumsteht, ist auch äusserst bequem und praktisch.

Es ist noch nicht so spät und ich will noch mal zum Strand runter fahren. Dabei bemerke ich mit geübten Augen, dass der vermeintliche Zeltplatz eher ein Parkplatz ist, und der Platz ist eigentlich ein Shelterplatz am Waldrand. Aber da sind schon Leute, die sich feine Matratzen mitgebracht und im Shelter ausgerollt haben. Das macht aber nichts, wir sind ja inzwischen auch gut angekommen.

Ich schaue zum Strand runter und dort kann ich einen Haufen Bunker bestaunen, die nach und nach vom Meer überschwemmt werden.

dänemark tour 2018

Ein Bunker versinkt im Meer.

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Mit dem Fahrrad am Strand: Etwas unpraktisch, ich habe aber meinen Fahrradschlüssel vergessen.

Ich schiebe mein Fahrrad über den Strand und mache viele Fotos.

dänemark tour 2018

Noch mehr Bunker, die am Strand verwittern

Es wäre schön, wenn alles Kriegsgerät irgendwann so obsolet wäre wie diese Bunker.

dänemark tour 2018

die Sonne geht hinter der Baumreihe unter, und bald werden wir es uns im Zelt gemütlich machen. 

Ich fahre zurück zum Zeltplatz und wir lassen den Abend mit einem warmen Essen und Tee ausklingen.

Am See

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Das Bild ist von gestern Abend. Wir sind 20 km bei Gegenwind nachdem Altmühlsee gefahren.  Das war sehr anstrengend, und wir haben uns belohnt, in dem wir lecker essen gegangen sind. Jähr.

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Als wir am See Campingplatz an kamen, fand dort ein open Air Konzert und eine richtige Party statt. Aber es lohnt sich nicht, weiter zu fahren, denn überall woanders fanden auch Partys und Konzerte statt. Wie man hören konnte!  Wir sind trotzdem irgendwann eingeschlafen, und erlebten eine richtig kalte Nacht. Am nächsten Morgen war alles neblig, es war der erste Herbst morgen für mich. Die Sonne ging auf und war ein Orange goldener Fleck im Nebel.

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Weil es so kalt war, machte ich morgens noch ein Lagerfeuer an, bis die Sonne genügend Kraft hatte.

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Wir haben gefrühstückt und sind dann zur Vogelinsel im Altmühlsee gefahren. Dort sind wir auf den Beobachtungsturm geklettert und haben den See gezeichnet. In der Mitte vom See gab es viele Vögel.  im Hintergrund hörte man ein immer größer werden des Rauschen: eine Gruppe von Wander lustigen Rentnern gesellte sich zu uns auf dem Aussichtsturm.

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Das Zeichnen machte uns hungrig, und wir fuhren zu einem schönen Rastplatz, und kochten dort pasta e paTate.

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Nautilus Hugo

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Lecker lecker

 

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Hier ist noch die Auslage eines Steineladens, an dem wir gestern vorbeigefahren sind. Sie hatten viele große Ammoniten zu bewundern.